Was lange währt, wird endlich… verpflichtend? Die EU hat ihre neue Schwachstellen-Datenbank gelauncht – ein Meilenstein für Cybersicherheit, Transparenz und Regulierung. Ziel ist ein zentraler Hub für alle sicherheitsrelevanten Software-Schwächen in Europa. Doch was bedeutet das für Unternehmen und IT-Verantwortliche konkret?
Worum geht es?
Die „EU Vulnerability Database“ (EVD) ist eine von der ENISA verwaltete Plattform, die künftig bekannte Software-Schwachstellen sammelt, bewertet und veröffentlicht. Damit entsteht erstmals ein offizieller europäischer Gegenpol zur US-basierten NVD (National Vulnerability Database).
Doch dabei drängt sich eine berechtigte Frage auf:
Warum braucht es überhaupt ein weiteres System zur Verfolgung von Sicherheitslücken? Schließlich gibt es bereits das international anerkannte CVE-Programm (Common Vulnerabilities and Exposures).
Was ist CVE – und warum reicht es nicht allein?
Das CVE-System ist ein weltweit genutzter Standard zur eindeutigen Kennzeichnung von Schwachstellen. Jeder Eintrag erhält eine CVE-ID, die global verwendet wird – etwa in Schwachstellen-Scannern, Warnmeldungen oder Security-Reports.
Allerdings ist CVE eher ein Index, kein vollständiger Datenbankeintrag. Die Detailinformationen – wie Bewertungen und Auswirkungen – stammen meist aus der US-Datenbank NVD.
Die neue EU-Datenbank ergänzt dieses System, indem sie:
- auf europäische Gesetzgebung zugeschnitten ist
- einen regulatorischen Rahmen für Unternehmen schafft (z. B. durch NIS2)
- zusätzliche Informationen in EU-Sprachen bereitstellt
- eine Plattform für koordinierte Schwachstellenmeldung (CVD) bietet
Vorteile der neuen EU-Datenbank steckt dahinter?
- Digitale Souveränität: Die EU stärkt ihre Unabhängigkeit von US-Infrastruktur im Cybersicherheitsbereich.
- Verzahnung mit NIS2-Vorgaben: Die neue Datenbank ist klar auf Unternehmen ausgelegt, die unter die NIS2-Richtlinie fallen. Diese sind künftig verpflichtet, Schwachstellen systematisch zu melden und zu managen.
- Verbesserte Transparenz: Einheitliche Einträge, öffentlich zugänglich – das schafft Vertrauen und Klarheit für alle Beteiligten.
- Einheitliches Meldeverfahren: Unternehmen können Sicherheitslücken nach einem definierten, rechtssicheren Prozess melden – ideal für den Aufbau eigener Responsible-Disclosure-Programme.
Aber: Es gibt auch Herausforderungen
So sinnvoll und notwendig die neue Plattform ist – es gibt auch kritische Punkte, die Unternehmen kennen sollten:
- Mehraufwand durch Mehrfachmeldungen: Es drohen Redundanzen: Sicherheitslücken müssten teils bei CVE, NVD und EVD gemeldet werden.
- Geringe Reichweite in der Anfangsphase: Ohne breite Unterstützung durch CERTs, Tool-Anbieter und internationale Stakeholder bleibt die Wirkung begrenzt.
- Gefahr der Bürokratisierung: Wenn die Meldeprozesse zu aufwendig werden, kann dies abschreckend wirken – vor allem für kleinere Organisationen.
- Unklare Zuständigkeiten: Es ist noch offen, wie Meldungen aus der Open-Source-Community oder von Sicherheitsforschenden effizient verarbeitet werden sollen.
Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?
Mit der Einführung der EVD wird Vulnerability Management zur strategischen Pflicht. Unternehmen sollten jetzt:
- Prozesse zur Schwachstellenmeldung etablieren
- Tools und Systeme zur Erkennung und Nachverfolgung aktualisieren
- Ihre Compliance mit NIS2 überprüfen
- Aufbau eines effektiven Sicherheitsmonitorings
Ein wichtiger Schritt – mit Anlaufphase
Die neue Schwachstellen-Datenbank ist ein starkes Signal für mehr digitale Resilienz in Europa. Sie ergänzt bestehende Systeme wie CVE und NVD sinnvoll – mit Fokus auf rechtliche Sicherheit und EU-weite Transparenz.
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